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Kumpel

XVII::Umgang: Kumpel & Bekanntenkreis

Seine Freunde kann man sich aussuchen, so die landläufige Meinung. Ich denke da anders. Meine Erfahrung läuft darauf hinaus, dass das Schicksal einem die Menschen über den Weg laufen lässt, mit denen man vielleicht jahre- oder jahrzehntelang zu tun hat. Mit freier Entscheidung hat das nichts zu tun. Wenn man viel Glück hat, kann man Intensität und Verlauf einer Beziehung beeinflussen, im Allgemeinen lässt man es aber einfach laufen: man kennt sich, trifft sich und hat diese und jene gemeinsamen Interessen. Dabei sind die Grenzen zwischen flüchtigen und guten Bekannten, Kumpel und Freunden fließend: Keineswegs sehen die Beteiligten ihre Beziehung immer auf der gleichen Ebene oder in der gleichen Qualität. Nicht selten wird es vorkommen, dass der eine viel Herzblut und Engagement in eine Beziehung investiert, die der andere als temporäre Zweckgemeinschaft betrachtet. Freundschaftsverträge werden im allgemeinen nicht abgeschlossen und Ortsveränderungen können den Bekanntenkreis von heute auf morgen radikal verändern, so dass man sozusagen wieder von vorne anfangen kann. Frauen waren meistens, was mich betrifft, entweder
regelmäßig präsent oder auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Dieser Erfahrung werden viele Männer widersprechen, doch auf mich trifft sie zu. Bei Geschlechtsgenossen habe ich mir über den Grad der Beziehung nie ernsthafte Gedanken gemacht - das war auch nie nötig. Mit Bekannten hatte man in einem bestimmten Umfeld etwas zu tun, so dass man jeden leicht in eine Schublade stecken konnte. Gezielt habe ich nie, weder in bestimmten Lokalitäten, noch via Inernet, Gleichgesinnte gesucht. Mit einer Ausnahme: One-Night-Stands habe ich ab und zu bewusst ins Auge gefasst. Aber um diese geht es hier nicht. Es geht vielmehr um zeitlich begrenzte, gemeinsame Interessen und Aktivitäten.
Roman war sicher der erste, mit dem ich mich in meiner Kindheit regelmäßig nachmittags traf. Er war ein Jahr älter als ich und wohnte ebenfalls in der Spitalstraße, etwa acht Häuser oder 100 Meter weiter waldwärts in einer ehemaligen Arbeiterbaracke. Er hatte, ähnlich wie ich, einen kriegsversehrten, aber nicht berufstätigen Vater, der den ganzen Tag Glücksspielzahlenreihen aufschrieb und auswertete, sowie eine Schwester, die vier Jahre lang dieselbe Volksschulklasse besuchte wie ich. Er führte mich in die Lettenwegclique ein, die zwar eine Mutprobe als Aufnahmeprüfung verlangte, ansonsten aber weder einen Anführer, noch eine feste Hierarchie, noch feste Regeln oder Rituale hatte. Mit Roman verband mich ein großes Interesse an 20-Pfennig-Piccolo-Comic-Heften.

Als Vorläufer erschien Nick Knatterton zwischen 1950 und 1959 in der Illustrierten „Quick“. Der Meisterdetektiv stammt von einem uralten Adelsgeschlecht bei Kyritz an der Knatter ab. Schon früh zeigte sich bei Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter große Intelligenz. Um die Familie nicht in Verruf zu bringen, wählte er ein Pseudonym. Sein geflügeltes Wort “Kombiniere, ...” ging in den deutschen Sprachgebrauch ein. Akim, der Sohn des Dschungels, ist ein in Italien geschaffener Comic-Held, der Parallelen zum amerikanischen Romanhelden Tarzan aufweist. Seine Abenteuer erschienen ab 1953 in 78 Piccolos. Da die Geschichten aber bisweilen brutaler waren als es zu der Zeit in Deutschland erlaubt war, gab es immer wieder Probleme mit den Bundesprüfern. Die Bände 59, 66 und 72 sind indiziert und ab Nr. 78 dauerindiziert.. Von 1953 bis 1960 erschienen 324 Piccolos von Sigurd, dem ritterlichen Helden, mit seiner blonden Haartolle, die immer genau auf die Seite fiel, in die er gerade blickte, und seinem Freund Bodo. Von 1958 bis 1960 erschienen 139 Piccolos von Nick, dem Weltraumfahrer. Die Science- Fiction-Comicserie spielte 50 Jahre in der Zukunft, also ab 2008. Nick und seine Freunde mussten phantastische Abenteuer auf fremden Planeten, Galaxien und Universen bestehen. Der Vorname Nick leitete sich vom allerersten, (sowjetischen) Erdsatelliten Sputnik (1957) ab. Von 1960 bis 1963 erschienen 164 Piccolos von Falk, dem Ritter ohne Furcht und Tadel , und seinem Pferd Donner. Die Erstauflage von Tarzan erschien1960; die Hefte Nr. 12-15, 28 und 29 wurden von der “Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ mit der Begründung indiziert, sie würden auf Jugendliche „nervenaufpeitschend und verrohend wirken“ und sie „in eine unwirkliche Lügenwelt versetzen“, derartige Darstellungen seien „das Ergebnis einer entarteten Phantasie.”
Als Roman die Idee hatte,sich (und mich) mit Ilse D. und seiner Schwester auf eine Wiese zu legen und letztere, neben mir liegend, auf seine Anweisung hin ihre Unterhose ausziehen musste, wurden wir von Spaziergängern beobachtet. Romans Eltern drohten mir. “Wenn das noch mal passiert, erfährt es dein Vater!” “Aber es war doch Romans Idee,” dachte ich, sagte es aber nicht.

Im Progymnasium Edenkoben entwickelte sich ab der 5. Klasse eine Progyclique. Ihr gehörten neben mir im lockeren Verbund die folgenden Mitschüler an. Glatz, der zugereiste Bayer fiel mit toller Elvis-Tolle [daher der Name (Glatze auf pfälzisch = Glatzkopp)] auf. Sein Vater war Bediensteter bei der Post, wo er auch wohnte. Direkt gegenüber, in der Poststraße, wohnte Karlu. Seine Eltern riefen ihn Karl-Ludwig. Bei seinem Vater war ich gelegentlich in zahnärztlicher Behandlung. Eines Tages fragte er mich, ob ich eine Zahnspange tragen möchte. Noch heute ärgere ich mich zu Tode, dass ich “nein” gesagt habe. Als Neuntklässler haben wir in Dr. Jülchs Hinterhof eine Diskothek gebaut. Ich war zuständig für die Wandmalerei. Mit verschiedenen Spraydosenfarben zauberte ich bereits 1964 phantastische Graffitis an die Wände. Dummerweise hatten wir vergessen, diese abzudichten, so dass mit der Zeit Feuchtigkeit meine Kunstwerke ruinierte. Ein paar Häuser weiter wohnte der aus Berlin zugereiste Polle. Er war ein, zwei Jahre älter als wir und gab uns allen einen ungeeigneten Rufnamen. Einer von ihnen hieß bald nur noch Phips, wohnte ein paar hundert Meter weiter in der Spitalstraße, hatte von allen immer das beste Zeugnis und gestaltete den LCO-Schaukasten am Berg, gegenüber der Metzgergasse. Am weitesten entfernt wohnte Molli, nämlich in der "Owwergass", gegenüber dem am Ortsrand gelegenen ehemaligen Kloster Heilbruck. Irgendwann taufte Polle ihn in “Spencer” um, warum wusste niemand.

In der Oberstufe am Neusprachlichen Gymnasiums Landau bin ich zu einer Clique gestoßen, die bereits existiert hatte. Zu ihr gehörten Karlu, Rolf, Gustav und Pitt - mit mir schon wieder ein Quintett. Unsere Hauptbeschäftigung bestand aus Kurbeln in einer nahegelegenen Eckkneipe. Besonders Gustav war immer außer Rand und Band, obwohl wir nur Spezi getrunken haben. Zu dieser Zeit bekam ich regelmäßig Taschengeld, so um die 25 Mark pro Woche. Das sieht nach wenig aus; man muss jedoch bedenken, dass es nicht üblich war, für Fastfood Geld auszugeben. Mit Rolf Müller war ich nicht nur in Südfrankreich zelten, sondern auch während des Wehrdienstes beim FV Speyer Fußball spielen.
Neben meinen Freundinnen und sonstigen Weibergeschichten hatte ich während des Studiums hauptsächlich vier Bekannte, mit denen ich privat häufiger zu tun hatte. Zuerst tauchte Helga mit Anhang auf. Wir haben die eine oder andere Fete zusammen gefeiert, ich habe sie des Öftern besucht und gelegentlich fuhren wir mit zwei, drei Autos zum zünftigen alemannischen Speisen ins Elsass, wo man auf die Breisgauer Tagestouristen bestens eingestellt war. Besonders geschmeckt haben mir
Flammekuech (Flammkuchen), Kugelhopf (Gugelhupf), Sürkrüt (Sauerkraut) und Grumbeerekiechle (kleine Kartoffelpfannkuchen). Wenn die Wirtsleute und Bedienungen Französisch sprachen, habe ich sie besser verstanden, als wenn sie sich mit Helgas Freundinnen auf Oberrhiinalemannisch [Elsässerditsch versus Badensisch] verständigten. Ich hatte bei ihren Gutturallauten immer Angst, sie könnten sich den Gaumen brechen: “Ä zimli haiß dischkutirti Frog isch, ob es sich bi Alemannisch um e eigeni Sproch handlet.“ So oder so ähnlich klang es immer, wenn sie von Auswärtigen nicht verstanden werden wollten. Sie waren sehr eigenwillig, und erst in Berlin ist es mir gelungen, eine von ihnen zu besteigen.

Der erste Ausländer, dem ich näher gekommen bin, war Vargis Chagalagal. Er war, aus dem südindischen Kerala kommend, als Tourist nach Deutschland eingereist und in Freiburg untergetaucht. Auf gar keinen Fall wollte er Deutschland jemals wieder verlassen oder gar nach Indien zurückkehren. Er muss irgendwo einen Unterschlupf gefunden haben, doch hat er mir das nie verraten. Sicher habe ich ihm das eine oder andere Mal etwas Geld gegeben, was er nach langem Zögern annahm, aber von sich aus hat er mich nie auch nur um eine Mark gebeten. Er konnte praktisch ohne Geld leben. Zum Glück hatte er im Schlossbergrestaurant Dattler einen Aushilfs- bzw. Gelegenheitsjob in der Küche. Doch alles war für ihn in der Schwebe oder anders ausgedrückt: er saß in der Falle. Sein Brötchengeber konnte ja schlecht eine Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung für einen Illegalen beantragen, den er schwarz bei sich arbeiten ließ. Er tat mir leid, aber ich wusste auch nicht - und ich habe ihn immer wieder danach gefragt -, was ich für ihn hätte tun können. An kalten Winterabenden lief er halbnackt durch die Gegend. Darauf angesprochen, erklärte er mir: “Weiß Du Roll, ich will hellere Hautfarbe. Wenn man friert, wird Haut heller.” Er sprach zwar fehlerhaftes, aber gut verständliches Deutsch. Dafür gab es nur eine Erklärung: er musste sich schon seit Jahren illegal in Deutschland aufhalten! Als ich ihn nach Jahren “als Berliner” in Freiburg besuchte, hatte er eine Telefon nummer und eine Adresse - mehr noch: er hatte es geschafft. Stolz präsentierte er mir seine deutsche Ehefrau. Ich konnte ihm nur gratulieren.

In der Freiburger Kinder- und Jugendtheatergruppe war Charly der sympathischste. Mit ihm konnte man über alles reden; er und seine Freundin Ellen hatten das gleiche Studienziel wie ich: Lehrer. Er war das Betatier und “von daher” (Sportlerfloskel) naturbedingt in ständigem Clinch mit unserem Regisseur Dieter “Jesus” [gesprochen: dschieses] Kümmel. Eines regenwolkenverhangenen Tages hatte er die unheilvolle Idee, aus dem ganzen Theater auszusteigen und Stadtteilarbeit zu machen. Es gab endlose politische Diskussionen, doch außer mir und Ellen fand er keinen weiteren Überzeugungstäter. Ich fühlte mich zwar ebenfalls nicht als Heilsbringer, aber meinen Kumpel wollte ich nicht im Stich lassen. Einmal war ich allein in “unserem” Stadtteil Haslach und begab mich in den Keller des Jugendheims, wo gerade bei Discomusik der Alkohol floss. “Das Übliche” dachte und sagte ich zu einem hübschen, jungen Ding. “Ich bediene doch gar nicht”, antwortete sie lächelnd (war ja auch nur als Anmachspruch gedacht). Wir plauschten miteinander. Ich kannte die Kleine noch nicht. Da der Zigarettenqualm immer dichter wurde, ging ich mal eben nach oben. Als ich so am Aus- bzw. Eingang stand, fuhr mir plötzlich ein furchtbarer Stich durch den Kopf - wie ein Blitzschlag. Ich wurde in eine Ecke geschleudert, wo ich benommen in den Seilen hing. Plötzlich tauchte ganz dicht vor meiner Nase ein furchtbar hässliches Gesicht auf mit den Falten eines 80-jähriges. Während er mit Lederhandschuhen eine dicke Kette gegen mein Hals und mich gegen die Wand drückte, war ich mir sicher: mein letztes Stündchen hatte geschlagen. Als ich mich it einer letzten Kraftanstrengung befreien wollte, krächste er, von einer bierfahne begleitet, mich an: “Wennd' no' oimaal mei' Schweschdr oomagschd, bring i' di' um.” Gut, dass er mir keine Frage gestellt hatte. Ich hätte eh' nicht antworten können. Dann verließ er, ganz in Leder gekleidet, das Freizeitheim. In den folgenden Wochen hat er mich mehrmals mit seiner Motorradgang mit Drohgebärden verfolgt. Ich hatte nackte Angst, einer Totschägertruppe in die Hände zu fallen und gelyncht zu werden, ganz zu schweigen von der Gehirnerschütterung und den monatelangen Kopfschmerzen, die die Kette verursacht hatte, die mir der Irre von hinten um den Kopf geschleudert und gewickelt hatte.

Da war Bruno doch ein wesentlich angenehmerer Zeitgenosse. Er muss wohl eine unserer Vorstellungen im Wallgrabentheater besucht haben, um anschließend mit uns in einer Kneipe zu feiern, wie das bei uns üblich war. Von da an tauchte er auch bei unseren Proben auf und machte sich zum Affen Mädchen für alles. Ich verdanke ihm den Einzug ins Studentenwohnheim Ullrich-Zasius-Haus. Häufig zogen wir zu dritt (mit Conny) um die Häuser. Bei einer Nordspanienreise war er ebenfalls dabei. Seine (ruhige, ausgeglichene) Art war es, bei Konflikten zu vermitteln. Dafür hatte er eine Begabung. Als Rheinländer aus dem Ruhrpott konnte er aber auch feiern, wenngleich er wie ein Mädchen an der Bierflasche nuckelte.
Schon wieder Helga! Auch sie zog mit Anhang nach Berlin um. Ich besuchte sie häufig: entweder in der Tauroggener Straße am Schloss Charlottenburg, wo sie mit ihrem Berliner Freund wohnte, oder in ihrer Frauen- und Kinderkleiderboutique in der Leonhardtstraße am Stuttgarter Platz, schließlich wohnte ich in der Mitte zwischen beiden Treffpunkten. Helga war ein Unikum bzw. eine Unika. Sie brauchte ständig mehrere Menschen um sich herum, war stets hellwach und für jegliche Art von Organisation zuständig. Zum Beispiel organisierte sie ein Radtour nach Dänemark so, dass uns zwei ihrer Freunde mit Autos bis Lübeck fahren mussten. Obwohl sie praktisch nur eine Sehkraft von fünfzig Prozent hatte und Legasthenikerin war, besaß sie einen Führerschein. Ein weiteres Problem waren ihre dünnen, blonden Haare, die angeblich ständig ausfielen. Überall, ob zu Hause, in Discotheken oder auf Partys, drängte sie sich in den Mittelpunkt. Dafür und dadurch war sie überall bekannt. Ihr bewundernswerter, leidensfähiger Freund war ein real existierender Geduldsengel. Wenn seine Kumpel und ihr badischer Anhang zu Besuch kamen - das war nicht selten der Fall -, war die Bude gerammelt voll. Aktiv zu kiffen brauchte man nicht; es reichte normal zu atmen.

Bernd, den Astrologen, lernte ich über eine gute Bekannte kennen. Er wohnte mit seiner Ernährerin in der Pfalzburger Straße und fertigte Horoskope an - für seine Freunde kostenlos. Petra war seine Nutte, seine Mutter, seine Putzfrau und seine Köchin: alles in einer Person. Aber vor allem hatte sie anzuschaffen, einzukaufen, Tee zu servieren und die Klappe zu halten, wenn Besuch da war. Seine Monologe wurden nur durch das Ziehen an seiner Pfeife unterbrochen. Wenn nicht gerade die Gestirnskonstellationen auf der Tagesordnung standen, waren Geheimbünde, Templerorden und Freimaurer an der Reihe.
In Folge der Kreuzzüge entstand 1118 der Templerorden als geistlicher Ritterorden. Er vereinte die Ideale des adligen Rittertums mit denen der Mönche, zweier Stände, die bis dahin streng getrennt waren. Der vollständige Name „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“ rührt von dem Umstand her, dass König Balduin dem Orden einen Flügel seines Palastes, der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem, als Quartier angeboten hatte, der auf den Grundmauern des salomonischen Tempels
gebaut worden war. Die Freimaurer sind eine in Logen organisierte internationale Initiationsgemeinschaft. Mit Hilfe von Riten und Zeremonien wird den Mitgliedern die einzig wahre Lebensphilosophie vermittelt. Durch sein Gelöbnis ist ein Freimaurer an Verschwiegenheit über Erkennungszeichen, Rituale und vertrauliche Informationen gebunden. Das bekannteste Symbol besteht aus Winkel und Zirkel mit einer Sonne in der Mitte.

Das lustigste Ereignis war, als er eines Tages - er war “unbekannt verzogen” - mit den Grünen und Rauschebart am Kurfürstendamm an mir vorbeizog. Der Witz des vergangenen Jahrtausends! Ich hatte das Gefühl, es war ihm voll peinlich von mir erkannt zu werden. Weiß der Teufel, was er bei den Grünen vorhatte. Der zweite Bernd sprach mich von sich aus im Go-In in der Leibnizstraße an. Er hatte - nach eigenem Bekunden - ein Déjà-vu-Erlebnis, als er mich sah.

Es tritt im Zustand der Erschöpfung oder bei
Vergiftungen (vor allem mit Nervengiften wie Alkohol oder halluzinogenen Drogen) auf. Als Begleiterscheinung von Neurosen, Psychosen oder organischen Hirnerkrankungen können Déjà-vu-Erlebnisse ebenfalls gehäuft auftreten. Einige Menschen mit spirituellem oder esoterischem Weltverständnis sind dazu geneigt, dieses Phänomen als Erinnerung an ein früheres Leben zu deuten.
Bernd wohnte mit Quadrofonie und Bose in Steglitz. Ich besucht ihn mit und ohne Helga, die er nie vergessen wird. Genau wie seinen Schwarm Angela, die bei Eis-Hennig am Steglitzer Damm arbeitete. Von ihr war er hin und weg. Er hatte im Ruhrgebiet untertage und dann als Volontär bei einem Radiosender im Fränkischen gearbeitet, bevor er in seine Heimatstadt Berlin zurückgekehrt war. Hier hatte er als Redakteur einen bombensicheren Arbeitsplatz beim SFB. Dann aber lernte er die “Königin von Wilmersdorf” kennen, heiratete sie und zog mit ihr in eine 8-Zimmer-Wohnung in die Paulsborner Straße. Als ich ihn nach Jahren im Café Adlon am Adenauerplatz entdeckte, hatte er zwar keine Königin mehr, dafür aber einen Vollbart, mit dem er etwa 30 Jahre älter wirkte. Zusätzlich zu seiner Accuphase-Anlage, seinem begehbaren Kleinerschrank und seiner Hammondorgel mit Leslie kaufte sich einen Billardtisch. Bald spielten wir jeden Samstag Karambolage bei ihm. Anschließend ging's zu Keil, dem Pächter vom Xantener Eck, der jedem Gast die gleiche Biermischung zapfte, unabhängig davon, welches Bier er bestellt hatte. Im Winter waren wir zusammen Schlittschuhlaufen im Eisstadion Wilmersdorf. Doch dann hatte er Ärger mit einem Sachsen, der in seiner Stammkneipe bediente, woraufhin er sich mehr und mehr zurückzog.

Klaus Deppert aber mit "G" vorne lernte ich bei Joe am Kurfürstendamm kennen. Er sah blendend aus, war in den Vierzigern und trug Anzug mit Krawatte. Ich wollte wissen, wo er arbeitete. “Bei der Vik-Vik-Viktoria,” war seine Antwort. Dauergeiler Versicherungsvertreter, also. Doch damit war er eines Tages nicht mehr zufrieden. Er ließ sich vom geschäftstüchtigen Fremdgeher Alfons das Blaue vom Himmel versprechen und sattelte um. Statt Versicherungen verkaufte er - manchmal auch mit mir - Eingangsbereichsmatten, die keine chemische Reinigung benötigten [sein Hauptargument]. Nach der Wende graste Mattenklaus mit seinem Chrysler Voyager die gesamten neuen Bundesländer ab. Hätte er nicht die ganze Kohle, nachdem er vier Jahre trocken war, versoffen, wären vielleicht ein paar Mark oder Euro übrig geblieben. Als er den Van nicht mehr finanzieren konnte und alle Eingangsbereiche ausgelegt waren, sattelte er um auf Autopolitur, die er vorzugsweise auf Parkplätzen von Großmärkten feilbot. Wir sind zusammen um die Häuser gezogen und ans Mittelmeer geflogen, doch mit seinen Gedanken war er meistens entweder bei Christa oder bei Gisela. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich mittlerweile seine Seele mit der von Tecumseh, dem fliegenden Pfeil, in den ewigen Jagdgründen getroffen hat, um eine niveau-wo-wo-vollere Überlebensstrategie für den Fall ihrer Reinkarnation zu entwickeln.

Die hatte Romeo bereits. Er arbeitete im Ex in der Paulsborner Straße und kannte sie alle: SFB-Bernd, seinen Suizidkollegen Ösi-Bernd, den Kneipier Mo, Sachsen-Paule, den Slowenen Alojz, den Rentner Günter, den Augsburger James Hinkebein, den Subi Hotte, Halbthai Franzl und wie sie alle hießen. Er hatte eine mit Holzkonstruktionen optimierte Wohnung, diverse Katzen und spielte mit Bernd und mir gelegentlich Billard. Sein Problem war, nicht bei der türkischen Armee Wehrdienst ableisten zu müssen. Dazu musste er sich freikaufen und dafür sparte er.
Alojz Sawodnik lernte ich am Adenauerplatz kennen, wo wir beide uns oft aufhielten. Er kam aus Slowenien und arbeitete als angestellter Architekt. Da er sich in Cafés und Kneipen lieber aufhielt als in seiner Wohnung, war er allgegenwärtig, omnipräsent sozusagen. Seine Lieblingsbeschäftigung war Kaffeetrinken mit Kettenrauchen. Aber auch für ein paar Backgammon-Spielchen war er nicht abgeneigt. Dann entwickelte sich der Golfsport zu seiner großen Leidenschaft. Und wie er litt! Die Schläge klappten nicht, der Tennisarm tat ihm weh, bei Turnieren landete er auf den ersten Platz - von hinten betrachtet. Wenn wir beide gleichzeitig Zeit und Lust hatten, fuhren wir mal zu diesem, mal auf jenem Brandenburger Golfplatz. Er brachte mir den Abschlag, das Chippen, Pitchen und Putten bei. Doch hinsichtlich der Spielart und Zählweise waren wir völlig unterschiedlicher Auffassung.

Alojz verlangte das Zählspiel nach Stableford. Dabei kommt es auf den erzielten Score an, so dass jedes Loch bis zum bitteren Ende gespielt wird. Durch die damit verbundene Brutto-Zählweise ergibt sich aus dem Tableau der absolut bessere oder beste Spieler. Ich forderte das Lochspiel. Dabei gilt es, den Gegner dadurch zu schlagen, dass man mehr Löcher gewinnt. Sobald der erste/eine Spieler eingelocht hat, geht man zusammen zum nächsten Loch. Durch die Netto-Zählweise kann der Score mittels Handicap angepasst werden, um einen Ausgleich für die unterschiedlichen Spielstärken zu schaffen, sodass jeder Mitspieler sein Ergebnis mit seiner Spielstärke vergleichen kann.
Für Alojz war Golf Krieg mit anderen Mitteln. Ein Wunder, dass er einen BMW und keinen Golf fuhr. Wenn ich nicht 100-prozentig in seinem Sinne funktionierte, war er stinksauer ... und sagte kein einziges Wort mehr zu mir. Dennoch hat mir das Golfen großen Spaß gemacht, habe aber leider keinen für mich geeigneteren Spielpartner gefunden. Nach seiner vorzeitigen Verrentung ist Aloiz nach Slowenien zurückgekehrt, wo er eines Tages beim Nikodic-Golfing seinen letzten Atem-Zug machen wird.

Maik darf aus Kostengründen nur sieben Zigaretten täglich rauchen. Er ging vor langer Zeit in der DDR zur Schule, wollte sich aber nicht an den real existierenden Sozialismus anpassen. Seine Renitenz brachte ihn als politischen Häftling in den Bau nach Bauzen. Nach zweieinviertel Jahren wurde der Regimegegner von der Bundesregierung freigekauft und landete - nach einigen Zwischenstationen - in Berlin, nicht weit entfernt von seinem Heimatort Potsdam. Irgendwann erkor er das Graffiti zu seiner Stammkneipe. Seitdem ist sie sein zweites Wohnzimmer und seitdem hat er etwa 50000 € in diesem etwas anderen Restaurant abgeliefert. Hier lernte ich ihn auch kennen. Nach einigen Versuchen, sich als Croupier und Schreibwarenladenlogistiker in die kapitalistische Arbeitswelt zu integrieren, hat er es inzwischen zum berufsunfähigen Schwerstbehinderten geschafft, der sich mit Hilfe der Staatsknete und seiner Mutter über Wasser hält. Inzwischen ist noch eine Stasiopferrente hinzugekommen. Seit Jahren führt er einen erbitterten Kleinkrieg mit den Behörden, die seine Ausbildung zum DDR-Schornsteinfeger nicht angemessen berücksichtigen wollen.
Aus der entgegengesetzten Richtung stammt Uwe. In Edenkoben hat er mit meiner Schwester poussiert und mit ihr in meinem Zimmer Musik gehört, als ich Soldat war. Als er mich in einem Berliner Biergarten erblickte, erinnerte er sich an die Fotos, die ihm meine Schwester von mir gezeigt hatte, und sprach mich an. Die Überraschung, dass mich in Berlin ein mir zunächst unbekannter Landsmann ansprach, erlebte ich zweimal - beim zweiten Mal durch einen Klassenkameraden. Erich war wie sein Vater Landwirt geworden, hatte aber Agrarwirtschaft studiert und mich vor einem U-Bahn-Eingang identifiziert. Uwe dagegen verwandelte sich in Berlin vom Drogenabhängigen zum a) Lebenskünstler, wobei zahllose alleinstehende Frauen den b) Womanizer stets tatkräftig unterstützt haben. Als arbeitsloser c) Rollerfahrer hatte er jede Menge Zeit, um seinen Hobbys nachzugehen. So entwickelte er sich als Autodidakt zum d) Gitarristen und e) Mundorganisten, f) Koch und g) Fotografen. Als letzterer hat er stets die Möglichkeit an Wochenenden in großen Touristenlokalen mit der Sofortbildkamera Polaroidbilder zu machen und sie mit Schlüsselanhängern den Gästen anzudrehen. Des Öfteren besuchten wir zusammen seinen Pfälzer Intimus Jochen in der Düsseldorfer oder bei Loretta in der Lietzenburger Straße, wo dieser Geränke ausschenkte und mit sieben Weizenflaschen acht Gläser voll machte. Ab 22 Uhr wurde Nympho dann triebhaft. Durch seine unwiderstehlichen Anmacherqualitäten lernte er unzählige Betten reiferer Frauen kennen. Längst hat er jedoch die Rennbahn durch Internet-Single- und -Sex-Portale ersetzt.

Sollte ein Bekannter dieses Kaitel gelesen und sich in den Erzählungen nicht wieder gefunden haben, reicht eine E-Mail mit ein paar einschlägigen Daten, um diesen Mangel zu beheben. Leute, die ich nach 1999 kennenlernte, habe ich bewusst außen vor gelassen, was auf deren eigenen Wunsch aber geändert werden kann.
Dieses Angebot gilt aber nicht für den ersten Rollschuhfahrer Berlins, Ben, der sich mit der Zeit immer mehr als Bettler outete, Ottfried “Polle” Offrich und Eberhard Kablitz, die ich aus Edenkoben kannte und in Berlin ein paarmal traf, ohne dass sich gemeinsame Interessen herauskristallisiert hätten und Horst “Hotte” Brower, der mein Sportrad haben wollte, es aber als angeblicher Handwerker rigoros ablehnte, in meiner neuen Wohnung ein paar Kleinigkeiten dafür zu erledigen.

 
   
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