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Studium

XII  UniversitätsStudium

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Probieren geht über studieren“, heißt es im Volksmund. Darüber kann man sich streiten. Für viele Berufe ist ein reguläres Studium unabdingbar. Ich wusste immer, dass ich studieren wollte, allerdings wusste ich nie genau, welchen Studiengang ich wählen sollte. Heute erhält man als Schüler vom Berufsinformationszentrum oder vom Arbeitsamt eine Berufsberatung. Und die Universitäten bieten Studienberater und Studiengangkoordinatoren, Informationen über Studiengänge und Prüfungsordnungen sowie Sprechstundentermine der Dozenten an.
Davon war zu meiner Zeit nichts zu hören und nichts zu sehen, zumindest habe ich davon nichts erfahren. Die Möglichkeit, sich im Internet zu informieren, existierte nicht. Während des Wehrdienstes wäre mehr als genug Zeit gewesen, die Abiturienten zu einem Schnupperkurs vier Wochen auf die Universitäten zu schicken. Stattdessen: nichts! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir auch nur ein einziges Mal in der Oberstufe oder beim Bund über das Studium gesprochen hätten. Da auch meine Eltern keine Ahnung hatten und ich keinen Studenten kannte, war ich von Anfang an völlig auf mich gestellt. Nach welchen Kriterien sollte ich die Universität auswählen? Wo gab es überhaupt Universitäten? Für welche Fächer sollte ich mich entscheiden? Was wäre ein geeignetes Studienziel? Ich war mir weder über den Berufswunsch, noch über die Finanzierung meines Studiums im Klaren. Ich wusste noch nicht einmal wie, wann und wo man sich anmeldet. Bei „Immatrikulation“ verstand ich zunächst nur Bahnhof. Eine Alternative war weit und breit nicht in Sicht. Von der Bundeswehr hatte ich mich verabschiedet, für eine handwerkliche Lehre war ich zu alt und mit zwei linken Händen zu ungeschickt, mich im Wingert abplagen, stand überhaupt nicht zur Diskussion.

So habe ich mich für die nicht allzu weit entfernte Universität des Saarlandes in der Absicht entschieden, die Fächer Sport, Kunstgeschichte und Psychologie zu studieren. Das erste Hindernis stellte mir das Institut für Leibeserziehung in den Weg: Aufnahmeprüfung. Zu bewältigen waren Anforderungen in der Leichtathletik, in einem Ballspiel, im Schwimmen, Wasserspringen und Geräteturnen. Schwer fiel mir der Sprung vom 3-m-Brett, weil der gegenüberliegende Beckenrand unter dem Brettende verschwand. Von den anderen Bewerbern war zu hören, dass Anlauf und Kopfsprung entscheidend sind. Ich war heilfroh, als ich unter Wasser war. Schwieriger gestaltete sich das Turnen. Der Direktor des IfL, Otto Hagedorn, der später zum Professor ernannt wurde, hatte sich in der Rhythmusschulung profiliert, unter anderem mit „Rhythmisches Turnen - eine sportliche Kunst : Bewegungs- und Trainingslehre für den Kunstturner“. Ich war nie ein guter Turner, zumal diese Sportart an unserer Schule stark vernachlässigt worden war und ich bei der Bundeswehr auch nicht viel mehr zustande gebracht hatte als einmal vom Barren zu stürzen. So kam es, wie es kommen musste: ich dürfte mit dem Studium beginnen, sollte aber nach dem ersten Semester die Turnprüfung wiederholen. Unklar war mir allerdings, wie ich eine zweite Turnprüfung bestehen sollte, wenn ich noch gar nicht mit dem Turnkurs beginnen durfte. Aber im Frühjahr 1969 begann ja das Sommersemester. So bin ich nach Dudweiler gezogen und habe einen Leichtathletik-Kurs belegt.
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In Kunstgeschichte habe ich ein Seminar besucht und ein Referat vorbereitet: „Der Marientod am Tympanon des Südportals des Straßburger Münsters“. Doch dieses wollte niemand sehen und hören. Als das Semester zuende war, war ich immer noch nicht an der Reihe. Der äußerst hochnäsige Dozent hat sich nur mit weiblichen Teilnehmerinnen beschäftigt. Ein äußerst elitärer Fachbereich! Anders sah es in Psychologie aus. Wenn ich diese Fachrichtung ernsthaft in Erwägung zöge, müsste ich auf jeden Fall zwei Semester Statistik und ein tierphysiologisches Praktikum belegen. Die Statistik-Vorlesung war knochentrocken und einschläfernd, im Gegensatz zum genannten Seminar. Hier ging es darum, Fröschen die Haut abzuziehen und sie anschließend zu dekapitieren. Alle Reaktionen der Tiere wurden aufgezeichnet. Leider gab es bei mir ein kleines Problem. Als ich meinem toten und enthäuteten Frosch mit einer Schere den Kopf abschneiden wollte, glitt er mir aus der Hand, fiel auf den Boden und hüpfte da ein paar Meter. Nun war klar: ab dem zweiten Semester musste ich für Kunstgeschichte und Psychologie einen Ersatz finden. Der saaländische Fachbereich Geografie wollte mir noch das Hinternis „Aufnahmeprüfung“ aufbauen, als ich mich bereits an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg angemeldet hatte.
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Saarbrücken war zwar eine ganz nette Stadt, konnte aber in keiner Weise mit der Breisgau-Metropole mithalten. Saarbrücken war mit etwa 130000 Einwohnern zwar Landeshauptstadt, hatte aber ansonsten nichts Umwerfendes zu bieten.
Freiburg hatte zwar auch nur 175000 Einwohner, aber mit dem Kaiserstuhl und seiner Nähe zur Schweiz und zu Frankreich, mit dem Schwarzwald und der Rheinniederung ein unvergleichliches Umland. Zur Naherholung bieten sich der Stadtpark, der Schlossberg und der Schauinsland an. Eine Spezialität des sommerlichen Stadtklimas ist der „Höllentäler“, ein föhnartig warmer Fallwind von den Höhen des Schwarzwalds, der Teile der Stadt nach Eintritt der Dunkelheit durchlüftet und der Stadt die meisten Tropennächte in Deutschland (durchgehend über 20°C) beschert. Damit hatte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: das Geografische Institut verlangte keine Aufnahmeprüfung und dem Sportinstitut war nicht mitgeteilt worden, dass bei mir noch eine Nachprüfung fällig gewesen wäre.
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So studierte ich munter d'rauf los, bis mit klar war: mit diesen beiden Fächern gab es nur eine Möglichkeit - das Lehramt an Gymnasien. Diese Tatsache musste ich erst einmal verdauen - ein harter Brocken! „Nie mehr Schule“ - dieser Traum war ausgeträumt. Es ging nun darum, die Zeit nicht mit allzu viel Studienaufwand zu verplempern, sondern sinnvoller zu nutzen. Während ich also auf der einen Seite meine Vorlesungen, Sportkurse und Seminare besuchte, war ich auf der anderen Seite mit Bräuten und Freundinnen, Theater, Autotouren, Discotheken- und Kneipenbesuchen sowie manch anderem beschäftigt. Mehrmals war ein Wohnungswechsel fällig: vom Haierweg 27 (Sept. 1969 - Frühjahr 1972) über Umkirch (In der Breite 8; Frühjahr - Dez. 1972), die Schwabentorstraße 6 (Jan. - März 1973), die Britzingerstraße 30 (April - Juni 1973) bis zur Lehenerstraße 90 (Juli 1973 - März 1975). Am besten hat es mir im 11. Stock des Ulrich-Zasius-Hauses, einem Studentenwohnheim, gefallen. Man hatte auch außerhalb des Campus Kontakte zu Kommilitonen und Kommilitoninnen, und die Miete war auch erträglich. Über meine finanzielle Situation musste ich mir jedoch nie ernsthaft Gedanken machen. Zwar wurden die Bafög-Überweisungen von Semester zu Semenster immer geringer, tatsächlich hatte ich aber immer mehr Geld in der Tasche. Das lag an den großzügigen Zuwendungen meines Vaters, dem mittlerweile ein Antrag auf Anerkennung eines Major-in-Ruhe-Gehalts vom Bundesverteidigungsministerium bewilligt worden war. Geld war jetzt bei uns zu Hause keine Mangelware mehr. Ein Teil der Weinberge wurde verpachtet, so dass auch der Arbeitsaufwand stark reduziert wurde. Mein Vater kaprizierte sich immer mehr aufs Kampftrinken. Gut, dass ich seinen Niedergang nicht miterleben musste.
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Entscheidend für mich war es, die Scheine in den Seminaren zu bekommen und die Kursprüfungen möglichst gut zu bestehen. Das hat nicht immer optimal funktioniert. Obwohl ich im zweiten Semester immer noch in Speyer Fußball spielte und trainierte, war die Fußballprüfung ein einziger Reinfall. Ich sollte bei starkem Seitenwind in Richtung Tor als gelernter Verteidiger Eckbälle stoßen, die wir im Unterricht nie geübt hatten und vor der Prüfung auch nicht üben konnten („keine Zeit“). Nachdem ich alle drei Versuch knapp hinter das Tor bzw. aufs Tornetz gesetzt hatte, war die schlechteste Prüfung meines Studiums beendet. Mit „ausreichend“ bestanden. Damit konnte es ja nur noch aufwärts gehen - und so war es auch.
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Beim Sportstudium gingen die Fächer Leichtathletik, Schwimmen, Wasserspringen, Basket- und Volleyball sowie Trampolinspringen reibungslos überdie Bühne. In der Leichtathletik erlebte ich sogar ein echtes Highlight: eine Fahrt mit ausgewählten Sportstudenten in die slowenische Hauptstadt Ljubljana (Laibach) zu einem Vergleichskampf mit der dortigen Universität.
Drei Tage lang mussten wir - um unsere Gastgeber nicht zu beleidigen - reichlich
Slivovicz trinken und
Ćevapčići verdrücken. Ich musste nur die 400 m laufen, aber es lag nicht an mir, dass wir den Wettkampf verloren haben, sondern ausschließlich an unserer Rundumversorgung, die uns träge gemacht hat.
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Urlaubschartakter hatte auch der 14-tägige Ruderlehrgang am Bodensee, wenngleich ich meine Muskulatur durch das tägliche stundenlange Training zu einem Adoniskörper „definierte“. Die beiden Schwarzweißfotos können diesen Sachverhalt nur sehr unvollkommen wiedergeben. Ein Hindernis galt es noch zu überwinden. Ich war im Turnen so schwach, dass ich auf eine Prüfung verzichtete. In der Pause zwischen Sommer- und Wintersemester habe ich dann einen Intensivkurs besucht und mich derart gut entwickelt, dass ich diesen Bereich sogar mit “gut” abschließen konnte. Wer hätte das gedacht! Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ich einen Flickflack am Boden, eine Bücke am Längspferd, eine Drehhockwende am Barren oder eine Grätsche vom Hochreck vorturnen könnte.
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Im Fach Erdkunde gab es zwei Institute, ein natur- und ein kulturgeografisches, aber nur einen Höhepunkt: 1972 eine 10-tägige Exkursion nach Mittelitalien mit Frau Prof. Dr. Gabi Schwarz. Allerdings habe ich mich mehr mit dem weiblichen Geschlecht beider Länder als mit den städtebaulichen Sehenswürdigkeiten von Florenz, Siena, Pisa oder Rom beschäftigt. Beeindruckend waren weniger die zahlreichen Kathedralen als diverse weibliche Körperformen sowie die Marmorsteinbrüche von Carrara.
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Zurück in Freiburg: grauer Alltag. Ein Schwerpunkt der Ausbildung stellte die Kartografie, insbesondere das Lesen und Interpretieren topografischer Karten, dar. Gewässer, Forste, Siedlungen, Verkehrswege und Infrastruktureinrichtungen beschreiben: das war machbar. Schwieriger wurde es schon bei den restlichen Nutzflächen, insbesondere bei den Flurformen (Block-, Gewannflur). Noch schwieriger war es, aus den Namen von Siedlungen und anderen Orten deren Entstehung abzuleiten, eine Wissenschaft (Onomastik) für sich. Oder kann vielleicht ein Geograf, geschweige denn ein Normalsterblicher, vom Namen Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ableiten, wann diese walisische Ortschaft entstanden ist? Schwer genug von Trier den römischen Ursprung Augusta Treverorum abzuleiten. Auch die slawische Herkunft der kroatischen Insel Krk erschließt sich einem nicht sofort. Viel schwieriger noch war, anhand der Isohypsen den Relieftyp (Hügel- oder Bergland, Tief- oder Hochebene, Senke oder Becken) zu erkennen. Aber das Allerschwierigste bestand darin, die anstehenden Gesteinsformationen mit dem dazu gehörigen Erdzeitalter und der entsprechenden Epoche aus Ichweißnichtwas abzuleiten, um damit die Entstehungsgeschichte der Landschaft zu erklären.
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 Ein volles Haus hatte in dieser Zeit Wolfgang Weischet, der Direktor des Instituts für Physische Geographie. Noch heute ist seine Einführung in die allgemeine Klimatologie ein Standardwerk der Geographie.
Zusätzlich hatte ich aus verschiedenen Gründen das Fach Politologie abonniert. Zum einen waren bestimmte Vorlesungen, insbesondere die Marxismus-Theorie, höllisch besucht, also ein Muss, zum anderen war die DKP im Aufwind und hat auch im UZH tierisch auf den Putz geklopft. Meine Richtung war das nicht, ich war Mitglied der GIM. Auch wenn sie heute keiner mehr kennt: die Gruppe Internationale Marxisten, deutsche Sektion der
Vierten Internationale, war eine kleine, sich auf den Trotzkismus berufende Kommunistische Partei in den 1970er und 1980er Jahren. Am schlimmsten waren die ständigen Auseinandersetzungen im 11. Stock, der DKP- Schaltzentrale, wo ich zufällig wohnte. Zu allem Überfluss war ich auch noch scharf auf eine ihrer Apologetinnen. Als ich Anja vorschlug, die Nacht bei ihr zu verbringen, war sie - nach einigen Überredungskünsten - zwar einverstanden, hat mir aber klipp und klar erklärt, Sex stünde erst auf der Tagesordnung, wenn ich Mitglied der DKP wäre. Das ganze nächtliche Baggern war tatsächlich für die Katz! Nichts desto trotz: in einem Seminar zum Thema “Agrarwirtschaft in den Entwicklungsländern - die Campesinos im Hochland von Chiapas” war mal wieder ein “sehr gut” fällig. Fällig war auch die Teilnahme an der einen oder anderen Demo. Dabei ging es nicht immer nur um Klassenkampf mit Marx, Mao, Lenin und Trotzki, sondern auch um ganz banale Dinge wie Fahrpreiserhöhungen des ÖPNV. Ein echtes Anliegen war vielen Studenten und Landwirten die Verhinderung des Baus des Atomkraftwerks Wyhl. Zeitweise “wohnten” wir auf dem Bauplatz. Im Februar 1975, kurz vor meinem Wegzug, durfte ich noch eine Räumung durch die damals wenig zimperliche “Bullerei” miterleben. Nach jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen und einer Großkundgebung erkärte 1983 der baden-württembergische Ministerpräsident Späth, aber nicht zu spät, das KKW Wyhl sei nicht nötig. Seit 1995 ist der Bauplatz als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Trotz aller Nebenkriegsschauplätze ging das Studium in seine entscheidende Phase: Examensarbeit (siehe nächstes Kapitel) und mündliche Prüfungen. Die Prüfung in Sport litt unter den Fragen des Institutsdirektors zu Themen, auf die ich nicht vorbereitet war. Obwohl ich mich mit Sportgeschichte beschäftigt hatte, konnte ich zur "Entstehung des olympischen Gedankens" keine befriedigenden Kenntnisse vorweisen.

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Die ersten Olympischen Spiele gehen etwa auf das Jahr 776 v. Chr. zurück. Einige der damaligen Disziplinen waren Laufen, Springen, Ringen sowie Pferde- und Wagenrennen. Abgehalten wurden die Spiele zu Ehren des Göttervaters Zeus. Dem Sieger in einer Sparte winkte ein Kranz von einem Ölbaum. Dieser Titel war hoch begehrt und ihm Volke genossen solche Sieger eine außerordentlich hohe Reputation. Der ursprüngliche olympische Gedanke war es jedoch
alle Völker im friedlichen Wettstreit zusammenzuführen. Viele Teilnehmer an den Olympischen Spielen wurden jedoch von den elitären Gymnasien rekrutiert, auf denen militärische und athletische Übungen gleichermaßen auf der Tagesordnung standen. 520 v. Chr. wurde z.B. der "Waffenlauf" in das olympische Programm aufgenommen. Olympismus bedeutete Adel und Auslese. 394 n. Chr. verbot Kaiser Theodosius der Große die Spiele, weil er sie als Anbetung heidnischer Götter ansah. Sein Nachfolger Theodosius II ordnete sogar die Zerstörung der Austragungsstätten an. Erst Ende des 19. Jahrhunderts schaffte es der Franzose Pierre de Coubertin den Geist der Olympischen Spiele wieder zur erwecken. Er gründete das Olympisches Komitee. Die ersten neuzeitlichen Olympischen Spiele fanden 1896 in Athen statt. Seit diesem Jahr wurden sie fast alle vier Jahre abgehalten. Der oft propagierte olympische Gedanke findet zum einen Ausdruck in der Parole “Dabei sein ist alles”. Zum anderen kennt fast jedes kleine Kind die fünf farbigen Ringe, das Symbol der Spiele, das die Verbundenheit der fünf Kontinente wiederspiegelt.
Vor allem wollten die Prüfer gar nicht hören, dass der olympische Gedanke ein Mythos ist. Das beweisen der Medaillenspiegel, der undankbare vierte Platz, die positiven Dopingtests, die bedingungslose Kommerzialisierung. Doch auch auf die Olympischen Spiele der Antike fiel wiederholt der Schatten von Skandalen. Ruhm und Wohlstand, den ein Sieg in Olympia verhieß, verlockten manche Athleten, Siege durch Bestechung zu erkaufen. Mein Bestechungsversuch hatte wenig Erfolg. Mehr als ein “ausreichend” war in der mündlichen Prüfung nicht zu holen.
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Noch schlimmer sah es in Geografie aus. Mit Ullmann hatte ich mich für den falschen Prüfer entschieden. Er ließ mich über seine ausgestreckten Beine stolpern. Zur Wiederholung hatte ich Klimageomorfologie als Prüfungsthema angegeben.
Das Klima hat neben Gestein, Boden und Vegetation den stärksten Einfluss auf die Reliefformung. In den einzelnen, von der Arktis bis zum tropischen Regenwald aufeinander folgenden klimamorfologischen Zonen laufen daher ganz spezifische Formungsprozesse ab. In der Gletscherzone wird ein subglaziales Relief durch die Wirkung der Gletscher, des Frostes und der unter dem Eis abfließenden Schmelzwasser geformt. Physikalische Verwitterung herrscht in der subpolaren Zone exzessiver Talbildung vor: den Permafrostbereich prägen Zertalung und Bodenfließen mit kräftigem Materialtransport während der Tauperiode. In der ektropische Zone retardierter Talbildung wirkt die Landabtragung bei nur mäßiger Verwitterung nicht besonders stark, vor allem wegen der unter natürlichen Bedingungen vorhandenen Vegetationsecke. Die Abtragung folgt vorwiegend durch Flusstransport, in geringem Umfang durch Hangbewegungen. In der winterkalten Subtropenzone mit Flächenüberprägung ist das kennzeichnende Bild in Schutt ertrinkende Gebirge. Durch physikalische Verwitterung fallen erhebliche Schuttmengen an, die durch zeitweilig fließende Gewässer auf geneigten Ebenen ausgebreitet werden. Es bildet sich das System der Gebirgsfußflächen. Die warm-trockene Subtropenzone der Flächenerhaltung und –weiterbildung wird durch Passatwüsten charakterisiert. Trotz der Kraft des Wüstenwindes (äolische Erosion) bleiben ältere Flächen weitgehend erhalten. Auf Ebenen und Talsohlen stehen chemische Prozesse im Vordergrund (Salzverwitterung), insgesamt sind aber Produkte der physikalischen Verwitterung allgegenwärtig, da das Material durch den fehlenden Niederschlag kaum abgeführt werden kann. Die randtropische Zone exzessiver Flächenbildung ist geprägt durch chemische Verwitterung. Bei flächenhafter Abtragung durch periodisch abfließende Gewässer kommt es langfristig zur Ausbildung von Rumpfflächen. In der innertropischen Zone partieller Flächenbildung herrscht chemische Verwitterung vor. Dichte Vegetation erschwert eine Flächenbildung. Das Blätterdach fängt den Regen ab, die morphologische Wirkung ist entschärft. Rutschungen und Erdfließen gewinnen aufgrund der hohen Durchfeuchtung des Bodens schon bei geringer Hangneigung an Bedeutung.
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Doch das interessierte den Prüfer Keller nicht. Ich muss wohl einen guten Tag bei ihm erwischt haben, da er mich gerade noch so als Letzten durchgewinkt hat. Wäre ich doch bloß zu den Kulturgeografen gegangen! Dafür war es jetzt zu spät. Mund abwischen, Zelte abbrechen, Staatsexamen einpacken und verduften. Aber wohin???

 
   
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