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Der Komparse |
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DER KOMPARSE
Bedeutung & Funktion von Komparsen in 3 Beispielen
-> "Arbeitern hast du Komparsen gebacken, wie man Plätzchen backt."
[Volumnia zum Chef in "Die Plebejer proben den Aufstand". Der Regis-
seur lässt sich bei den Proben von Bauarbeitern erzählen, was sie vom
Volksaufstand wissen.]
-> Bei der Schlingensief-Inszenierung des Hamlet 2001 in Zürich treten
Skinheads als Komparsen in Neonazikluft auf und skandieren rechtsra-
dikale Parolen.
-> Ein historischer Konflikt, die Unversöhnlichkeit zwischen Christen und
Juden, bildet die Rahmenhandlung für das Enthüllungsdrama "La Juive"
in der Pariser Opéra. Die monatelangen Proben mit Hunderten von
Komparsen übertrumpften alles, was man bisher in einem Opernhaus
kannte.
Infos für interessierte Laiendarsteller
Der Begriff "Komparse" stammt aus dem Italienischen und bezieht sich auf Filmdarsteller mit einer Nebenrolle, ohne Sprechtext, die häufig in Massenszenen auftreten. Auf der Bühne werden die stummen Darsteller als Statisten bezeichnet. Klein- oder Laiendarsteller spielen also keine tragenden Rollen und sind beliebig auswechselbar. Manche Modeschöpfer betrachten Models als bewegliche Kleiderständer; stelle Dich darauf ein, dass Regisseure eine ähnliche Einstellung gegenüber Komparsen haben. Eine Beschwerdestelle oder Interessenvertretung wirst du vergebens suchen.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen verdient ein Komparse für einen Drehtag 55-110 €. Findet die Arbeit nachts oder sonntags statt oder geht sie über 10 1/2 Stunden hinaus, werden nämlich Zuschläge gezahlt. Wikipedia meint: "Damit kann man Komparsen nicht zur Gruppe der professionell verdienenden Filmschaffenden zählen, da es sich finanziell und künstlerisch um eine Sackgasse handelt." Vielleicht sollten die Enzyklopädisten zur Kenntnis nehmen, dass viele Laiendarsteller ihre Tätigkeit als Freizeitbeschäftigung bzw. Hobby betrachten oder jeden zusätzlich verdienten Euro dringend benötigen. Dass ausgerechnet Schlaumeier, die an einem frei verfügbaren Internetlexikon mitarbeiten, nur an Kommerz denken, ist schon sehr merkwürdig.
Unfreiwillige Komparsen werden im Fachjargon der Kameraleute als "Pilze" bezeichnet - besser wäre "Glückspilze", weil sie in einem Film eine Rolle spielen, ohne dafür etwas getan zu haben. Es handelt sich dabei um Passanten, die zufällig anwesend sind, während ein Film ohne Ankündigung auf offener Straße gedreht wird. Wenn ein prominenter Schauspieler als Komparse auftritt, nennt man dies einen Cameo-Auftritt.
Um als Komparse zum Zug zu kommen, hat man die Möglichkeit, sich persönlich oder via Internet bei einer oder mehreren Agenturen zu bewerben. Es empfiehlt sich, eine paar unterschiedliche, maximal vier Wochen alte Fotos (Portrait, Profil, Ganzkörperaufnahme) einzuscannen und als jpg-Dateien (Einzelgröße maximal 100-4000 KB) bereit zu halten. Die Bildgröße kannst Du mit einem preiswerten Bildbearbeitungsprogramm (z.B. PhotoStudio) einstellen und nach Rechtsklick unter <Eigenschaften> überprüfen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit kostenlose Kleinanzeigen mit entsprechenden Angaben und Fotos ins Internet zu stellen.
Erhält man ein telefonisches Angebot, sollte man darauf achten, dass man sich die wichtigsten Informationen, die in der folgenden Tabelle aufgeführt sind, aufschreibt. Nachfragen kostet nichts! Allerdings sind auch die Agenturen meistens nur schlecht informiert.
Agentur
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Anrufer
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Telefon-#
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Wochentag
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Datum
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Uhrzeit
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Treffpunkt
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Stadt/Bezirk
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Straße
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U-/S-Bahnhof/Bus[haltestelle]
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Firma
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AnsprechpartnerIn
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Branche/Genre
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Filmtitel
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Zeitbedarf
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Klamotten
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Utensilien
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Bezahlung [bar / Mecon]
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Höhe der Gage
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Sonstige
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Erkundige Dich, wbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbelchen Betrag Du innerhalb eines K
Erkundige Dich, welchen Betrag Du innerhalb eines Kalenderjahres steuerfrei zu Deinem Gehalt, Deiner Staatsknete oder Rente hinzuverdienen darfst. Manche Komparsen sind davon überzeugt, dass maximal 400 Euro pro Monat möglich sind, andere behaupten, bei mehr aks 50 Drehtagen müssten die kompletten Einnahmen nach Steuerklasse 6 versteuert werden.
Für einen bis zu 15-stündigen Einsatz benötigt man ein paar zusätzliche Kleinigkeiten. Gute Erfahrungen habe ich mit einem Stadtteil- bzw. Fahrplan gemacht. In einen Rucksack oder Koffer passen außerdem ein paar Reservekleidungsstücke, Lektüre, Spiele, ein Handy, Fotoapparat oder Notebook. Darüber hinaus sollte man Kleingeld, sehr viel Geduld, Ausdauer und gute Laune mitbringen. Getränke sowie kalte und warme Mahlzeiten werden häufig angeboten; unter Umständen muss man sich aber auch mit Getränkeautomaten begnügen. Niemand kann und wird dir sagen, wann du an der Reihe bist und wie oft du benötigt wirst. Bleibe am Drehort daher stets in Reichweite, trinke keinen Alkohol und setze Dich nicht in irgendwelche Cafés oder Kneipen. Gibt es eine Beschwerde von der Produktionsfirma über dich, kannst du die Agentur, die dich vermittelt hat, für künftige Aufträge getrost vergessen.
Devise: Sei pünktlich, leise und allzeit bereit, stelle keine Fragen und halte die Klappe!
Das Komparsenwörterbuch
Begriff
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Erklärung
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Action [Bitte]
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Aufforderung an Darsteller, mit der Handlung zu beginnen
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Bluescreen, Greenscreen
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künstlicher, einfarbiger Hintergrund mit dessen Hilfe Darsteller bei der PC-Nachbearbeitung in beliebige Szenen eingebaut werden können
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Cameo
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Komparsenauftritt eines Filmstars
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Casting
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Bewerbung, Auswahlverfahren, Rollenbesetzung, Agenturanmeldung
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Catering
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Lieferung von Speisen und Getränken; Verpflegung
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Crew
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Produktions-, Filmteam
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Cut [Cutaway]
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Filmschnitt; Unterbrechung oder Beendigung der Dreharbeiten
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Dispo
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Produktions- bzw. Zeitplan für einen bestimmten Drehtag
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Double
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Doppelgänger, der einen Hauptdarsteller für Probeaufnahmen
[Lichtdouble] oder einzelne Szenen ganz oder teilweise [Handdouble] ersetzt
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Gage
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Bezahlung von Künstlern
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Komparse
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stumme Figur bei Filmaufnahmen; Darsteller ohne Sprechrolle
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Pilze
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unfreiwillig in eine Filmaufnahme geratene Passanten
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Script
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Drehbuch
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Sedcard
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Bewerbungsunterlagen mit persönlichen Daten, Fotos und vermittelnder Agentur
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Set
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Drehort; Szenenaufbau; Dekoration
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Shuttle
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[für] Pendelverkehr zwischen Drehorten [eingesetztes Fahrzeug]
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Statist
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stumme Nebenfigur in einer Theaterszene
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o
vvvvv
Meine bisherigen Erfahrungen
Mängel
-- die Agenturen und damit auch die Komparsen werden meistens viel zu
kurzfristig [z.T. wenige Stunden vor dem gewünschten Erscheinungstermin]
informiert, so dass keine Terminplanung möglich ist
-- die meistens telefonisch mitgeteilten Informationen hinsichtlich der erwarteten
Anforderungen sind häufig so knapp, dass bezüglich Utensilien und Kleidung
keine gezielte Vorbereitung möglich ist
-- die Adressenangabe ist oft so ungenau, dass das Finden des Treffpunktes zu
einem Suchspiel ausartet
-- die Komparsenbetreuer sind sehr engagiert und geben sich große Mühe,
wissen aber oft selber nicht, was der Regisseur vorhat; als Komparse weiß
man fast nie, wann es weitergeht; stundenlange Wartezeiten aufgrund unzu-
reichender Planung ermüden und demotivieren
-- da sich die Regisseure grundsätzlich weigern, mit den Komparsen zu reden,
führen die Anweisungen der Betreuer immer wieder zu stümperhaftem Ver-
halten der Komparsen
-- 65 Euro sind für einen anstrengenden, 12-stündigen Drehtag keine angemes-
sene Gage
-- die Gängelei eines bis zu dreiviertelstündigen Schlangestehens am Ende eines
Drehtags um das Mecon-Formular auszufüllen und/oder den Durchschlag
abzuholen ist unerträglich
Forderungen
!! einmal pro Jahr eine eintägige kostenlose Fortbildung
!! bessere Bezahlung und stärkere Differenzierung nach zeitlicher Beanspru-
chung; z.B. pro angefangener Stunde bei bis zu 10 11-50 51-100 101-150
über 150 Komparsen an Werktagen von 7 bis 19 h 11,50 € 10,50 € 9,50 €
8,50 € 7,50 € an Sams-, Sonn- und Feiertagen jeweils 1,50 € pro Stunde
mehr; zusätzlich eine Fahrtkostenpauschale von 5,50 € und ggf. eine Belas-
tungspauschale von 1,50 € pro Stunde bei Kälte, großer Hitze oder Regen
!! Information der Komparsen mindestens zwei Tage vor dem Drehtag
Was tun?
Das Wichtigste ist eine Interessenvertretung, die verbindliche Tarifverträge abschließen kann. Die Gründungsvorbereitungen könnten z.B. auf der Homepage Komparseria abgewickelt werden. Damit ein solcher Verband der Klein- und Laiendarsteller, Komparsen und Statisten handlungsfähig wäre, müssten generell drei Prozent der Gage an den VKLKS abgeführt werden. |
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